Projekt für Porzellan Forschungs- und Bildungszentrum in Altstadt Meißen
Architektur / Städtebau
2011
Porzellan ist Kunsthandwerk und Gegenstand des Gebrauch zugleich. In Asien wurde es aufgrund seiner Formbarkeit und Festigkeit als herkömmliches Material entwickelt und schon etwa im 5. Jahrhundert benutzt. Der erste europäische Porzellan wurde von Alchimist Johann Friedrich Böttger Anfang des 18. Jahrhundert im Meißen bei Dresden erfunden. Zu dieser Zeit wandelte sich die Alchemie zu einer Naturwissenschaft. Dies war die wesentliche Voraussetzung zur weiteren Entwicklung des Porzellans.
Heute wird Porzellan in verschiedenen Regionen Deutschlands hergestellt, die Meißner Manufaktur nimmt davon die Position als Hersteller hochgefragter Luxusgegenstände ein.
Derzeit gibt es in Meißen zwei Zentren der Herstellung. Die technische Porzellanherstellung liegt an der Kaolinmine auf der rechten Elbseite der Stadt. Das kunsthandwerkliche Zentrum befindet sich mit der Manufaktur und kleineren Ateliers in den Gassen der Altstadt auf der anderen Flußseite.
Mein Ansatz ist, beide Bereiche im neuen Forschungszentrum miteinander zu verknüpfen. Der Entwurf sieht vor, dass die kleinen Porzellanfabriken und Ateliers durch Labore und Werkstätten unterstützt werden, die direkt ihr technisches Know-how anwenden und somit weiterentwickeln können.
Topografie und Städtebau
Der Standort des neuen Zentrums liegt am östlichen Eingang der Altstadt und war bis 18 Jh. mit einer Mauer befestigt. Diese wurde durch die Erweiterung der Stadt zur Elbe hin geöffnet. Heute ist dieser Teil häufig vom Hochwasser betroffen und ist deshalb noch nicht entwickelt worden, obwohl er eine sehr wichtige Eingangsanlage zur Stadt darstellt. Aufgrund dieser speziellen topografischen und städtebaulichen Lage würde ich einen neuen Stadtblock auf einer erhöhte Ebene ansetzen, der das eigentliche Programm mit der Funktion eines Wasserspeichers erweitert.
Das Haus besteht aus drei Bereichen, ein Wissenschafts- und Werkstoff-Forschungszentrum, ein Ausbildungszentrum zur Porzellanherstellung und eine Werkstatt zum Experimentieren. Zwei Baukörper, das Bildungszentrum und die Werkhalle, die den benachbarten Stadthäusern gegenüber stehen, orientieren sich an deren Maßstäblichkeit. Im Kontrast dazu übernimmt das Forschungszentrum den Maßstab der repräsentativen Gebäude wie Rathaus oder Theater.
Das Forschungszentrum verknüpft programmatisch die beiden anderen Bereiche, durch Ausstellungs- und Archivraum, miteinander und definiert somit eine neue erweiterte Grenze der Altstadt. Die drei Teile des Hauses bilden mit dem Platz ein Ensemble.
Das Projekt wird die öffentlichen Räume der Stadt um die Albrechtsburg und der Manufaktur zum Flussraum erweitern und die traditionale Porzellanstadt Meißen und modern vernetzen.
Struktur
Die Gebäudestruktur des Hauses entsteht aus der Beziehung zu den ummittelbar angrenzenden Räumen. Der Sockel wird durch den Fluss bestimmt, er ermöglicht die Regulierung des Hochwassers und kann als Garage genutzt werden. Die zur Stadt gerichteten Räume stehen im Dialog zum Platz. Die Forschungslabore in der oberer Etage konzentriert sich um die natürlich belichteten Einschnitte des Daches.
Diese räumliche Gefüge wird drei dimensional erweitert. Es entwickelt eine zur elbseite geneigte hyperbolische Schalenkonstruktion, durch die die die spätgotische Albrechtsburg strukturell und räumlich interpretiert wird. Das Haus bildet mit dem repräsentativen Monument der Burgbergs eine neue Stadtansicht.